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Warum DGMSR?

Ende des Jahres 2014 wurde die Deutsche Gesellschaft für Muskuloskelettale Radiologie (DGMSR) e.V. gegründet. Warum brauchen wir diese Gesellschaft? Im Folgenden finden Sie einige Antworten.

Schwächen zu Stärken machen

Im europäischen Vergleich ist die muskuloskelettale Radiologie in Deutschland personell, klinisch und wissenschaftlich eher schwach. Es fehlen die Förderung einer offiziellen Subspezialisierung, die dafür erforderlichen Ausbildungsstellen und konsekutiv die Stimulation innovativer Forschung. Die muskuloskelettale Diagnostik schlicht als gegebene Kernkompetenz des Radiologen zur definieren oder durch Qualifikationsbescheinigungen mit Minimalanforderungen zu zertifizieren, wird dem Umfang und der Bedeutung dieses Teilbereichs und vor allem der ärztlichen Verantwortung gegenüber unseren Patienten nicht gerecht. Kompetenz muss erworben und weitergegeben werden, vorhandene Kompetenz muss genutzt werden, aber Kompetenz muss letztlich auch geprüft werden. Eine starke muskuloskelettale Radiologie kann nur aus der Möglichkeit, sich auf diesem Gebiet offiziell zu qualifizieren und zu spezialisieren, entstehen. Eine starke muskuloskelettale Radiologie stärkt damit auch die Radiologie als Ganzes.

„Label“ Muskuloskelettale Radiologie

Anders als in den USA, Großbritannien und einigen anderen europäischen Ländern wird die Diagnostik
des Bewegungsapparates in Deutschland nicht automatisch als radiologische Kompetenz aufgefasst. Der „muskuloskelettale Radiologe“ ist keine „geschützte“ Bezeichnung, kein „Label“. Es ist notwendig, ein derartiges „Label“ zu schaffen, um langfristig klarzumachen, dass derartige Kompetenz fest in der Radiologie verankert ist und dass es nur innerhalb der Radiologie Spezialisten gibt, die diesen Bereich auch in exzellenter Weise vertreten. Dazu muss man aber den Experten auf dem Gebiet definieren und Qualifikationsmöglichkeiten zulassen, also spezifische Kompetenz fördern und in den eigenen Reihen halten.

Eigene Fachgesellschaft – eigener Entscheidungsbereich

Nur eine eigenständige Fachgesellschaft mit eigenem Entscheidungsbereich kann die Interessen der
muskuloskelettalen Radiologen motiviert vertreten und als deren Sprecher innerhalb der Radiologie fungieren. Es gilt zu verhindern, dass die zentralen Interessen und der Qualitätsanspruch der muskuloskelettalen Radiologie nicht – medizinischen oder vermeintlich berufspolitischen Bestrebungen untergeordnet werden. Die Vertreter der muskuloskelettalen Radiologie müssen bei Entscheidungen bzgl. der Weiterbildungsordnung und der allgemeinen Entwicklung des Fachs „Radiologie“ gehört werden und mitbestimmen.

Kooperation mit anderen Fachgesellschaften

Kooperation und Vernetzung mit nationalen, europäischen und internationalen radiologischen Gesellschaften
sowie mit den Gesellschaften der Nachbarfächer sind wichtig für die Positionierung der deutschen Radiologie,
insbesondere aber für die Weiterentwicklung und den Bestand unseres Fachs. Eine eigenständige
Fachgesellschaft für muskuloskelettale Radiologie kann dies auf ihrem Gebiet effektiver leisten als eine die
Gesamtheit der deutschen Radiologie vertretende Dachgesellschaft. Die DGMSR ist der deutsche Kooperationspartner der European Society of Musculoskeletal Radiology (ESSR) und der International Skeletal Society (ISS) und fungiert als direkter Ansprechpartner unserer klinischen Nachbarfächer.

Qualitätsprogramm und Fortbildung

Die DGMSR hat ein dreistufiges Qualitätsprogramm entwickelt, in dem der strukturierte Erwerb zusätzlicher
Kenntnisse in der muskuloskelettalen Radiologie zertifiziert wird. Das Programm soll nicht als reiner Vorläufer einer offiziellen Subspezialisierung verstanden werden, sondern ermöglicht auch allgemeinradiologisch tätigen Kollegen den Nachweis erworbener Kenntnisse auf diesem Gebiet. Ergänzend organisiert die DGMSR verschiedene Fortbildungsveranstaltungen, bei denen die Lerninhalte des Fachs auf hohem Niveau vermittelt werden sollen. Die Gesellschaft spricht auch Empfehlungen für Kongresse und Kurse anderer Veranstalter aus, welche für die Integration in das Qualitätsprogramm geeignet erscheinen. Zentraler Aspekt ist dabei die Vermittlung einer medizinisch motivierten und wissenschaftlich fundierten muskuloskelettalen Radiologie.

Forschung motivieren

Hochwertige radiologische Forschung entsteht typisch erweise in einem klinischen Umfeld, in dem Spezialisten auf radiologischen Teilgebieten mit Spezialisten anderer Fächer eng zusammenarbeiten. Für die muskuloskelettale Radiologie ist ein fachlicher Austausch mit der Orthopädie, Unfallchirurgie und Rheumatologie, aber auch der Onkologie, Inneren Medizin, Pädiatrie, Pathologie und Anatomie essentiell. Nur durch diesen Austausch und die Präsenz spezialisierter muskuloskelettaler Radiologinnen und Radiologen können relevante klinische Probleme oder Lücken im Grundlagenwissen erkannt und zum Gegenstand qualitativ hochwertiger Studien gemacht werden.

Jahrestagung – ein eigenes Forum

Die Jahrestagung der DGMSR ist nicht „noch ein Kongress“, sie ist ein essentieller Bestandteil der muskuloskelettalen Radiologie in Deutschland, ein eigenes Forum, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Persönlicher Austausch, spezifische Fortbildung, fachliche Diskussion, Organisation und Präsentation von Forschung sind hier in einem anderen Maße und in einer anderen Intensität möglich als auf der großen Bühne eines allgemeinen Radiologiekongresses. Die Jahrestagung der DGMSR ist keine Konkurrenzveranstaltung zum Deutschen Röntgenkongress, sondern eine sinnvolle und notwendige Ergänzung des Kongresskalenders für alle speziell auf diesem Gebiet tätigen bzw. interessierten Radiologinnen und Radiologen.

 

Prof. Klaus Wörtler im Namen des DGMSR Vorstandes